Freitag, 8. Juli 2011

'tschuldigung

Eine guter Trick bei Fehltritten: Man entschuldigt sich. Aktuelle Beispiele: hier, hier und hier.

Aha. So geht das also. Ist ja gar nicht schwer: Vor die Kameras treten und sagen "Ich entschuldige mich für mein Verhalten ohne Vorbehalte und in aller Form." Doktorarbeit gefälscht? Zivilisten bombardiert? Zugchaos verursacht? Kein Problem. 'tschuldigung und gut ist's.

Die Frage ist bloß: Geht das überhaupt - sich selbst entschuldigen? Kann man sich eine Schuld, die man bei anderen hat, selbst erlassen? Bei Geldschulden ist das jedem klar – das geht natürlich nicht.

"Ich schulde Dir noch 100 Euro. Aber: Entschuldigung." Gott sei Dank geht das nicht. Wäre auch eine gar zu einfache Lösung für Griechenland-Probleme und ähnliches.

Eine Schuld kann nur der Gläubiger erlassen. Deshalb darf es nicht heißen: "Ich entschuldige mich", sondern: "Ich bitte um Entschuldigung." Dann ist es die Entscheidung des anderen, ob der die Entschuldigung annimmt und damit die Schuld erlässt. Oder auch nicht.

Eine Entschuldigung in dieser Form ist nicht nur sachlich und sprachlich korrekt – sie ist auch ungleich schwerer. Der Entschuldiger begibt sich in die Hand des anderen. Das ist unangenehm. Aber damit fällt automatisch der Hautgout der Selbstgefälligkeit weg ("Ich hab mich doch entschuldigt, was willst Du noch?"). Solche Entschuldigungen wirken aufrichtiger, weil sie es auch sind.

Wahrscheinlich sind sie deshalb so selten.