Dienstag, 1. April 2014

Benutzerfreundlichkeit

Das Thema Benutzerfreundlichkeit und intuitive Benutzeroberfläche beim Samsung Galaxy ... ihr wisst schon ... wollte ich so professionell wie möglich angehen. Also habe ich das Tablet einem Team von Experten für intuitive User Interfaces gegeben: meinen Töchtern (5) und (7). Hier die Management-Summary ihrer Untersuchung: Sie haben das Tablet nach 2 Minuten weggelegt. Für immer.

Ich will versuchen das zu erklären, ohne mich in Details zu verlieren. Eigentlich ist Benutzerfreundlichkeit etwas ganz Einfaches: Man muss freundlich sein zu seinem Benutzer. Das war's auch schon. Aber dazu muss man ihn verstehen. Und dazu wiederum muss man sich in seine Lage versetzen. Es gibt nämlich einen fundamentalen Unterschied zwischen Benutzer und Hersteller: Der Benutzer will das Produkt benutzen. Deshalb interessiert es ihn nicht wirklich, welche Features ein Produkt hat, sondern was er oder sie mit dem Produkt machen kann.


Ein Stift, mit dem man nicht schreiben kann. Zumindest keine E-Mails.
Ein Beispiel als pars pro toto: Der Stift. Eigentlich eine gute Idee. Ich benutze seit über 40 Jahren Stifte zum Schreiben. Warum also nicht auch für meine Computerarbeit? Hätte Samsung sich in meine Lage versetzt, hätten die Ingenieure ungefähr folgendes denken müssen: "Eine Sache, die viele Menschen mit ihren Tablets machen, ist E-Mails schreiben. Genaugenommen ist das sogar die häufigste Tätigkeit mit jedwedem Computer. Einfach eine kurze Mail mit einem Stift schreiben - tolle Idee!. Lasst uns also dafür sorgen, dass E-Mail schreiben so unkompliziert wird, wie eine Nachricht auf einen Zettel kritzeln."  Das haben sie aber nicht gedacht. Sondern eher das "Hey - das iPad hat keinen Stift. Wenn wir einen Stift an unser Tablet machen, dann haben wir ein tolles Feature, das Apple nicht hat. Lasst uns also einen Stift machen". Woher ich weiß, dass die Ingenieure Letzteres gedacht haben?

WEIL MAN MIT DEM STIFT KEINE E-MAILS SCHREIBEN KANN.

Man kann den Stift dazu benutzen, die E-Mail-Adresse des Empfängers zu schreiben. (Vorausgesetzt man gewöhnt sich daran, dass der Stift beim Schreiben immer einen Sekundenbruchteil hinterherhinkt. Ein ähnlich unangenehmes Gefühl wie beim Telefonieren seine eigene Stimme als Echo in der Leitung zu hören) Man kann auch die Betreffzeile mit dem Stift ausfüllen. Aber leider funktioniert er nicht beim wichtigsten Teil einer E-Mail. Beim Text. Super. Also kann man - ganz intuitiv - den Stift wieder zurückstecken, oder besser noch: gleich ganz wegschmeißen und wie üblich mit der Tastatur weiterschreiben.

Fazit - für Ingenieure
Denkt nicht darüber nach, was Euer Produkt alles haben und können könnte. Denkt darüber nach, was der Benutzer damit machen will. Und sorgt dafür, dass er das kann. Das ist Benutzerfreundlichkeit.

In diesem Sinne noch ein paar Tipps:

  • Wenn man ein Produkt macht, das für professionelle Anwendungen gedacht ist (das PRO in NotePRO ist ja nicht zufällig versal geschrieben - mitten im Wort ... obwohl ...), dann wär's schön, wenn man ZIP-Dateien entpacken könnte. Sowas sollte auf Betriebssystemebene funktionieren. 
  • Wenn Ihr dem Benutzer dann eine bildschirmfüllende Fehlermeldung ins Gesicht knallt, so wäre es nur intuitiv und ergonomisch, wenn man diese Fehlermeldung auch wieder per Touchscreen wegklicken kann. Wozu sonst gibt es einen Touchscreen? Zumindest ich und meine Töchter haben minutenlang auf dem Bildschirm herumgetatscht,  bis wir auf die Idee gekommen sind, dass bei Samsung noch keiner das "Fenster-schließen-Kreuzchen" kennt und wir auf die Rücktaste klicken müssen.
  • Die Rücktaste ist übrigens an der falschen Stelle. Auch wenn das ein koreanisches Produkt ist: Rückwärts ist links. Nicht rechts.